Bruno Miller: Third Prize

Deutschland: So fern - so nah

Im Oktober 1923 landete ein junger, blau-äugiger Deutscher namens Bruno Miller am Hafen Puerto Limon, Costa Rica. Fest in seiner Hand hielt er eine kleine Zeitungsanzeige: "Gesucht: Maschinenbau Ingenieur, um Wasserkraftwerken in Costa Rica zu bauen. Interessierte bitte sich bei lokalem Regierungsamt in Puerto Limon anmelden''. Wenig wußte mein Großvater von Costa Rica, doch sein Herz war mit Hoffnungen und Illusionen auf eine bessere Zukunft überschwemmt.

Er fuhr nach San José, die Hauptstadt, und seine Arbeit begann kurz danach. Als erstes mußte er einen günstigen Platz finden, wo man Wasserkraftwerke bauen konnte. Das war nicht so schwierig, denn es gibt viele Berge in der Nähe von San José und dort regnet es sehr viel. Danach mußten alle Komponente wie z.B. die Turbinen und Generatoren besorgt werden, und schließlich konnte man mit dem Bau anfangen. Mein Großvater war sehr zufrieden mit den Zuständen: Er genoß seine Arbeit, er war in einem wunderschönen Land und die Leute waren sehr nett zu ihm.

Inzwischen, ein sehr guter Freund seiner Schwester namens Hans Bansbach kam nach Costa Rica, um eine Orgel in einer der damaligen größten Kirchen zu installieren. Doch genauso wie meiner Großvater wollte er länger bleiben, und so begann er, jeder Art von musikalischen Instrumenten zu reparieren.

Die zwei Deutsche waren nun in einer sehr schwierigen Lage. Auf der einen Seite fühlten sie sich in Costa Rica sehr wohl, denn es gab für sie viel bessere Möglichkeiten als in Nachkriegszeit Deutschland. Auf der anderen Seite, vermißten beide ihre Freundinnen, ihre Familien und ihr Vaterland. Wie war dies zu lösen?

Bruno und Hans wollten auf jeden Fall in Costa Rica bleiben, aber irgendwie wollten sie Deutschland näher bringen. Mein Großvater fuhr nach Europa zurück, und brachte seine Freundin nach Costa Rica mit. Kaum waren sie an Puerto Limon gelandet, so gingen sie schnell zum Regierungsamt und heirateten sich!

Mit der Zeit würde Hans immer sicherer, daß er seine Freundin Hilda Miller heiraten wollte. Er fuhr nach Deutschland und kam mit ihr nach Costa Rica zurück. Hans fragte Hilda, ob sie ihn heiraten würde, und sie stimmte zu. Doch bevor die Hochzeit stattfand, wollte Hilda ihren Eltern bescheid sagen. Sie schrieb an ihnen und wartete auf die Antwort wochenlang. Damals war die Post unheimlich langsam, und Hans und Hilda wollten nicht mehr warten. Kurz nach ihrem Hochzeit bekam sie den Brief von ihren Eltern. Sie waren mit der Idee der Eheschließung überhaupt nicht einverstanden, und Hilda sollte sofort nach Hause zurückkommen!

Hans und Hilda haben drei Söhne, eine Tochter und elf Enkeln gehabt, und Bruno und seine Frau Maria haben vier Söhne und elf Enkeln gehabt. Wir sind alle in Costa Rica geboren, und sind dort gewachsen.